Aus der HÄNGematte unterwegs arbeiten
Hi!
Ich bin Tobi und lebe – meistens – in Leipzig.
Ab und zu lebe ich aber auch in meinem umgebauten Krankenwagen. Vor ein paar Jahren war das sogar kurz mein Hauptwohnsitz und Büro auf vier Rädern.
Aber der Reihe nach.
Ursprünglich komm ich aus Würselen – das ist eine Kleinstadt in der Nähe von Aachen. Als große Söhne der Stadt kennt man Martin Schulz oder den Squatter von Boris’ Beckers Villa auf Mallorca. Je nachdem. 2011 hat es mich zum Studium nach Tübingen verschlagen. Damals bin ich viel getrampt und gewandert.
Und dabei gemerkt: Selbst wenn man sparsam packt, wiegt der Rucksack irgendwie zu viel. Wenn wir mit Campervans unterwegs waren, war’s auch nicht besser: Da ist ja nicht so viel Platz.
Dadurch bin ich auf die Ultraleicht- Schiene gekommen und habe Hängematten entdeckt. Allerdings hat keine so 100%ig meinen Wünschen entsprochen. Zu schwer, zu klein etc.
Also ist HÄNG entstanden – eine super kompakte, ultraleichte Hängematte. Die ist auch ultraschnell angebracht, weil’s kein kompliziertes Aufhängsystem gibt, und hält quasi überall – an Bäumen, dem Van oder dem Bühnengerüst auf dem Festival.
HÄNG: Eine Businessidee entwickelt sich
Anfangs war die HÄNG aber noch kein Business. Ich hab einfach eine Hängematte für mich gemacht, die genau meinen Bedürfnissen entspricht. Ich wollte mit minimalem Effort in der Hängematte chillen. Dann haben Freunde von mir gefragt, und ich hab welche für sie angefertigt. Dann für Freundesfreunde. Und dann stand eine Kiste Hängematten in meinem WG-Zimmer und ich dachte mir: “Warum eigentlich nicht?” – und hab einfach den Onlineshop aufgesetzt.
Als mein Studium dann vorbei war, hab ich mich gefragt, wie ich ein bisschen von diesem Lebensgefühl aus dem Studium rüber retten kann. Mir war eigentlich schon klar, dass ich keine Lust auf einen klassischen 9-to-5 Bürojob habe.
Am liebsten wollte ich mit dem Bus von Festival zu Festival touren, meine Hängematte aufspannen und dort arbeiten. Und dann hab ich’s 2017 einfach mal ausprobiert: Van gekauft, ausgebaut, fast alle Besitztümer verkauft und die Wohnung gekündigt. Ich hatte – neben HÄNG – damals noch einen echten Job, der aber ortsungebunden war. Und wieso sollte ich dann noch teure Miete in einer bestimmten Stadt zahlen – wenn ich stattdessen mit dem Bus in die Berge fahren kann?
Ich hab schnell gemerkt, dass mir das reicht. Und dass das eben auch funktioniert: Leben und arbeiten im Van und Hängematten für Festivals bereitstellen. Am Anfang war’s natürlich schon ne Umstellung. Vor allem die schlechte Netzabdeckung hat mir oft zu schaffen gemacht. Aber auf hier haben sich Lösungen gefunden.
Die HÄNG war dabei mein treuer Begleiter – als mein immer noch liebstes Outdoorgadget. In den folgenden Jahren hat sich eine passable Eventvermietung gebildet und ich war auf knapp 50 Festivals, die die Hängematten für ihre Gäste zur Verfügung gestellt haben. Währenddessen habe ich stetig am Onlineshop gearbeitet. Der ist mit der Zeit immer weiter gewachsen – und tut es noch – sodass ich inzwischen meinen “normalen” Job gekündigt habe. Mein Mitgründer Vincent, unser Team und ich können von den Einnahmen inzwischen gut leben. Wobei ich auch sagen muss: Wir machen das Ganze nicht für fame and glory oder Reichtum. Für uns ist das Ganze eine Art selbstgeschaffenes Praktikum. Wir lernen jede Woche etwas Neues und es gibt keinen Boss, der ausgefallene Ideen im Keim erstickt. Das ist auch in Ordnung so. Ich hab durch das Leben im Van eh gelernt, minimalistisch zu leben. Ich brauch nicht viel zum Glücklichsein. Im Gegenteil. Je weniger, desto besser.
HÄNG wird zum Fulltime – Job
HÄNG ist inzwischen ein Fulltime-Job. Dadurch, dass ich aber mein eigener Chef bin, kann ich meine Arbeit so gestalten, wie es mir gefällt. So was wie Alltag gibt’s deswegen nicht. Vincent und ich wollten von Anfang an die Jobs schaffen, die wir uns selbst immer gewünscht haben.
Dazu gehört maximale Freiheit und Flexibilität für jede:n von uns. Uns ist es gleich, wann und wo jemand arbeitet. Unser Team ist auf sieben Städte verteilt, jede:r darf jeden Tag neu entscheiden ob, wann und von wo er/sie arbeiten möchte.
Wenn draußen die Sonne scheint und ich keine Lust habe zu arbeiten, dann fahr ich eben spontan an den See. Dafür arbeite ich vielleicht am nächsten Tag ein paar Stunden mehr. Oder eben auch nicht – wenn das Wetter wieder lockt. Das funktioniert, weil wir erstens die besten Kolleg:innen haben, denen wir absolut vertrauen. Außerdem haben wir automatisiert, was sich automatisieren lässt.
HÄNG: 3 Tipps für Gründer*Innen
Das ist auch der erste Tipp, den ich allen Gründer:innen mitgeben würde: Macht so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Heißt im Klartext: Automatisiert alles, was sich durch Tools automatisieren lässt. Dann hat man den Kopf frei für andere Dinge.
Tipp zwei: Testen, testen, testen! Nicht immer findet man auf Anhieb das beste Tool. Wenn sich herausstellt, dass es doof ist, probiert einfach was anderes aus.
Und zuletzt: Better done than perfect. Egal, wie lange man schon ein Unternehmen hat: Fehler passieren immer, das gehört dazu. Im Zweifel lernt man was draus fürs nächste Mal. Hauptsache machen!
Shownotes
->Text und Fotos von Tobi