Katja Seidel war 2020 schon einmal bei uns im Interview und in dieser Folge erfahren wir, was sich seither bei ihr getan hat.
Eine Nacht auf der Dachterrasse auf dem Vanlife Ferropolis 2021 gab ihr den letzten Schubser, nach knapp 20 Jahren als Angestellte sich nun Vollzeit selbstständig zu machen. Seit Anfang 2022 ist Katja mit ihrem Camper nicht nur als Autorin und Fotografin unterwegs, sondern hält auch Vorträge und macht Workshops.
Wie sie das macht, welche Umbauarbeiten bzw. Erweiterungen sie an ihrem Camper vorgenommen hat, und welche Tipps und Tricks sie so auf Lager hat, erfahren wir in dieser Folge. Außerdem erzählt sie, wie sie u. a. als Reisebuchautorin ihre Touren plant und welche Rolle ihre Mutter auf ihren Reisen spielt.
Es folgt ein Auszug aus dem Buch, der CAMPER NOMADS ROADMAP, in dem Katja auch mit ihrer Geschichte vertreten sein wird. Halte dich gern mit unserem Newsletter auf dem Laufenden, wann das Buch erscheint, um noch mehr von den ihr, von anderen Menschen unterwegs und vom Leben und Arbeiten im Camper zu erfahren.
Welche Gründe gab es, in den Camper zu ziehen?
Ich wollte flexibler bei der Wahl der Route und des Übernachtungsortes sein, ohne unterwegs auf
Komfort verzichten zu müssen. Ein Van passt perfekt zu meinem Job (damals IT-Vertrieb, heute
Fotografin, Autorin und Trainerin), nachdem ich vorher 15 Jahre lang mit Bahn und Flieger in Hotels
unterwegs war. Im Camper kann ich nun alles miteinander verbinden – Reisen, Übernachten, Arbeiten und
Entspannen.
Planst du deine Reisen/Reiserouten? Wenn ja, wie? Wenn nein, nach welchen Kriterien entscheidest du, wohin du fährst?
Ich versuche meine beruflichen Ziele (Veranstaltungen, Workshops, Recherche für Bücher und Artikel,
etc.) möglichst sinnvoll zu verbinden und auf dem Weg schöne Orte zu entdecken. Aktuell bin ich für
eine Buchrecherche an vielen Flüssen in Deutschland unterwegs, was primär meine Reiseroute
bestimmt. Sobald die Flusstour oder ein Fotospot feststeht, suche ich nach passenden Stellplätzen in
der Nähe (meist mit Park4Night) und plane die Route mit Google Maps. Meist spielt auch noch die
Wettervorhersage eine Rolle, was die geplante Route durchaus nochmal spontan beeinflussen kann.
Was sind für dich die Vorteile am Leben und Arbeiten unterwegs?
Ich muss das Reisen und Arbeiten nicht trennen, sondern kann während einer Reise an nahezu jedem Ort
mobil arbeiten. Da meine Arbeit sowohl Tätigkeiten im Freien als auch am Schreibtisch beinhaltet, lässt
sich dies wohl kaum besser als mit einem Camper kombinieren! Zudem habe ich allen Komfort und
genügend Stauraum für alles, was ich für längere Reisen über mehrere Wochen oder Monate benötige.
Somit fühle ich mich überall zu Hause bzw. kann im Notfall jederzeit den Ort wechseln.
Was sind für dich die Nachteile am Leben und Arbeiten unterwegs?
Das Reisen lenkt definitiv ab und lässt einen weniger produktiv sein. Insbesondere an unbekannten
(schönen) Orten möchte ich möglichst viel entdecken, während am Schreibtisch jedoch die Arbeit
wartet. Diese Gratwanderung, in Kombination mit zeitaufwändigen Dingen wie der Stellplatzsuche,
Einkaufen, Entsorgen, Tanken, etc., lässt mich leider unterwegs weniger schaffen als zu Hause. Dies ist
mir jedoch bewusst und ich plane es entsprechend ein.
Was sind deine wichtigsten Arbeitsmittel? Welche Ausstattung und was ist sonst noch wichtig, damit du gut arbeiten kannst?
Mein wichtigstes Arbeitsmittel – neben der Kamera und meinem Boot – ist der Laptop. Um ergonomisch
damit arbeiten zu können, sind bei mir eine externe Maus und Tastatur sowie mehrere Bildschirme
Pflicht. Letztere sind sogenannte portable Monitore, welche mittels entsprechender Halterungen auf
Augenhöhe platziert sind, um Rücken-, Nacken- oder Schulterprobleme zu verhindern. Leider bin ich auf
Grund einer Rheumaerkrankung recht „empfindlich“ was so etwas betrifft. Außerdem ist mir eine autarke
Stromversorgung sehr wichtig, um bei der Wahl des Stell-/Arbeitsplatzes nicht vom Landstrom abhängig
zu sein. Hier bin ich dank einer 200 Ah LiFePO4 Batterie, einem festen und einem flexiblen Solarpanel
sowie einem 90 A Ladebooster bestens gerüstet. Sogar für Online-Seminare oder Videokonferenzen
habe ich meinen Camper optimiert – dank einer guten Webcam, einem externen Konferenzmikrofon und
einer Stoffrückwand über meiner Sitzbank habe ich mein kleines „Videostudio“ in wenigen Minuten
einsatzbereit.
Welche Tipps hast du für andere, die das gerade planen, starten, noch zögern …?
Ich kann jedem, der sich ein mobiles Arbeiten im Camper – und sei es nur für einige Tage in der Woche
oder im Monat – vorstellen kann, es mal mit minimalem Aufwand zu probieren. Hier reicht auch erstmal
ein gemieteter Van und ein Laptop. So weiß man aus meiner Erfahrung sehr schnell, ob dieses Lebens- und Arbeitsmodell zu einem passt und was einem wichtig ist. Danach kann man sich dann an die
konkrete Ausgestaltung machen. Dabei macht es dann aus meiner Sicht Sinn, etwas mehr Zeit zu
investieren – schließlich verbringt man viele Stunden am Tag an diesem Platz und sollte sich auch
wohlfühlen. Was dazu nötig ist, ist natürlich höchst individuell, aber Inspirationen und Tipps von anderen
können hier helfen, das Richtige zu finden.
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