Du möchtest länger im Camper unterwegs sein oder vollständig in dein mobiles Zuhause ziehen? Und fragst dich, ob deine Auslands-Krankenversicherung ausreicht? Oder du möchtest dich selbstständig machen und weißt nicht, ob du dich nun privat krankenversichern musst oder nicht?
Gemeinsam mit unserem langjährigen Experten, Community-Mitglied und Camperfreund Dennis Jaeger von Finanz-Experten.com widmen wir uns in diesem Artikel den wichtigsten Fragen rund um das Thema Krankenversicherung.
Wenn du Ergänzungen oder weitere Fragen dazu hast, freuen wir uns über deine Nachricht in den Kommentaren.
Hinweis: Wir können an dieser Stelle nur auf die Gegebenheiten in Deutschland eingehen. Wenn du dich in Österreich oder der Schweiz damit auskennst, lass es uns gern ebenfalls in den Kommentaren wissen.
Inhalt
- Allgemeines und Tipps
- Europäische Krankenversicherungskarte
- Kündigung GKV
- Anwartschaft
- Arten der Krankenversicherung
- Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
- Private Krankenversicherung (PKV)
- Künstlersozialkasse (KSK)
- Absicherung bei Auslandsaufenthalten
- GKV
- PKV
- Reisekrankenversicherung
- Private weltweite Krankenversicherung
- Weitere Links
- Fazit: Welche Krankenversicherung ist die richtige für mich?
Allgemeines und Tipps
Wie bei allen Versicherungen gilt: Wenn du mögliche Kosten selbst tragen kannst, dann kannst du auf die Krankenversicherung verzichten. Allerdings sind Kosten im medizinischen Bereich extrem hoch und solange du in Deutschland gemeldet bist, gilt die Versicherungspflicht. Eine Mindestabsicherung ist also auf jeden Fall ratsam, sinnvoll und – bei vielen – auch verpflichtend.
Da es unter uns Camper Nomads die verschiedensten Konstellationen gibt – von Teilzeit unterwegs und angestellt bis selbstständig und Vollzeit im Camper auf Reisen – können wir hier nicht alle Fälle abbilden. Ich kann jedoch bei weiteren Fragen unbedingt die kostenfreie und unverbindliche Beratung von Dennis empfehlen.
Wenn du dauerhaft im Camper reisen möchtest und dich überwiegend außerhalb von Deutschland aufhalten wirst, ist es nicht sinnvoll, weiterhin freiwillig in die deutsche Krankenversicherung einzuzahlen.
Zwar erzählen dir die Krankenkassen, dass du innerhalb der EU auch vollen Schutz genießt, jedoch kann es da sehr große Unterschiede in der Versorgung geben. Mehr Infos dazu im Punkt „Absicherung bei Auslandsaufenthalten“.
Europäische Krankenversicherungskarte
2006 wurde die EHIC (European Health Insurance Card) bzw. Europäische Krankenversicherungskarte für alle EU-Mitgliedsstaaten eingeführt. Der bis dahin übliche Auslandskrankenschein wurde damit abgelöst. Normalerweise erbringen GKVs ihre Leistungen nur im Heimatland. Durch die EHIC ist man auch im europäischen Ausland bei Notfällen in begrenztem Umfang versichert. Als Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse erhältst du die EHIC automatisch. Sie befindet sich auf der Rückseite jeder elektronischen Gesundheitskarte.
Kündigung der Gesetzlichen Krankenversicherung
TIPP: Möchtest du deine GKV kündigen, genügt in den meisten Fällen deine Abmeldebescheinigung als Nachweis und die Info, dass du für unbestimmte Zeit im (EU-)Ausland auf Reisen bist. Meine Krankenkasse wollte damals noch einen Nachweis, dass ich mich auch wirklich ab dem genannten Zeitpunkt nicht mehr in Deutschland aufhalte. Als Nachweis hat (m)eine Vignette aus Österreich genügt.
Das Kündigungsrecht ist zwar im SGB V geregelt, allerdings sieht es eine Abmeldung ohne Verzug ins Ausland nicht vor. Daher werden wohl teilweise diese Nachweise – neben dem einer neuen Versicherung – verlangt. Für Pflichtmitglieder sieht der Paragraph 190 Absatz 13 SGB V Folgendes vor:
(13) Die Mitgliedschaft der in § 5 Abs. 1 Nr. 13 genannten Personen endet mit Ablauf des Vortages, an dem
- ein anderweitiger Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall begründet wird oder
- der Wohnsitz oder gewöhnliche Aufenthalt in einen anderen Staat verlegt wird.
Für mich als (damals) freiwillig gesetzlich Versicherte galt Paragraph 191. In diesem steht jedoch auch eindeutig, dass
Die freiwillige Mitgliedschaft endet
- mit dem Tod des Mitglieds,
- mit Beginn einer Pflichtmitgliedschaft,
- mit dem Wirksamwerden der Kündigung (§ 175 Abs. 4); die Satzung kann einen früheren Zeitpunkt bestimmen, wenn das Mitglied die Voraussetzungen einer Versicherung nach § 10 erfüllt oder […]
Anwartschaft
Eine Anwartschaft ist eine Art ruhende Mitgliedschaft, für die man minimale Beiträge zahlt, jedoch ohne Anspruch auf Leistungen. Falls du wieder zurück nach Deutschland kommst und dort einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehst, ist der Wiedereintritt in die Versicherung auch ohne Anwartschaft direkt wieder möglich. Mit einer Selbstständigkeit musst du dich ohnehin wieder selbst versichern.
Falls du im Ausland erkrankst und nur eine Auslandskrankenversicherung hast und wieder zurück nach Deutschland kommst, hier nicht beschäftigt bist, übernimmt keine Kasse für dich. In dem Fall ist eine Anwartschaft dann schon sinnvoll.
Wenn du privat versichert bist, sind diese Informationen sicherlich hilfreich für dich.
Arten der Krankenversicherung
Nachdem wir nun bereits ein paar Tipps zu häufig gestellten Fragen genannt haben, kommen wir jetzt erst einmal zu einem kurzen Überblick über die Krankenversicherungen.
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Jede*r Arbeitnehmer*in oder Personen bis zu einem Einkommen von 64.350 Euro (2022) müssen
in der GKV versichert sein.
Der Mindestbeitrag inkl. Pflegeversicherung liegt bei ca. 200 Euro, der Höchstbeitrag bei etwa 800 Euro.
Die Berechnung erfolgt nach Einkommen und ist unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, eine Familienversicherung ist möglich.
Die GKV umfasst nur geringe Leistungen und es sind viele Zuzahlungen nötig.
Private Krankenversicherung (PKV)
Es können sich Freiberufler und andere Selbständige in der PKV versichern. Arbeitnehmer mit mehr als
64.350 Euro Jahreseinkommen ebenso.
Der Beitrag richtet sich nach Alter und Gesundheitszustand, eine Ablehnung ist möglich. Es gibt keine
Familienversicherung.
Im Gegensatz zur GKV sind die Leistungen hier auch schon in günstigen Tarifen sehr hoch.
Künstlersozialkasse (KSK)
Da es immer wieder Thema ist und auch in unserer Community einige betrifft, gibt’s auch hierzu ein paar Informationen.
Der Einfachheit halber nutze ich hier die Beschreibung der KSK selbst, die man auf dieser Website findet:
„Die Künstlersozialkasse (KSK) ist ein Geschäftsbereich der Unfallversicherung Bund und Bahn. Sie sorgt mit der Durchführung des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG) dafür, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz in der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer. […]
Selbständigen Künstlern und Publizisten steht der gesamte gesetzliche Leistungskatalog zu. Sie müssen dafür aber nur die Hälfte der jeweils fälligen Beiträge aus eigener Tasche zahlen, die KSK stockt die Beträge auf aus einem Zuschuss des Bundes (20 %) und aus Sozialabgaben von Unternehmen (30 %), die Kunst und Publizistik verwerten. Welchen Monatsbeitrag ein Künstler/Publizist im Einzelnen an die KSK zahlt, hängt von der Höhe seines Arbeitseinkommens ab. Wenn dieses nicht über der Geringfügigkeitsgrenze von 3.900,00 Euro jährlich liegt, kann die KSK im Regelfall nicht genutzt werden (Ausnahme: Berufsanfänger).“
Laut Erfahrungen aus der Community ist es nicht immer so einfach, in die KSK zu kommen. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, kannst du hier nachlesen. Weitere Informationen gibt’s auf der FAQ-Seite.
Absicherung bei Auslandsaufenthalten
GKV
Die Krankenkassen übernehmen zwar grundsätzlich die Kosten einer medizinischen
Behandlung im europäischen Ausland (s. o. Europäische Krankenversicherungskarte). Allerdings genießt man nur den gleichen Schutz wie die Einwohner des jeweiligen EU-Landes. Dieser Versicherungsschutz ist oftmals nicht so umfassend wie hierzulande, sodass Zuzahlungen für die Behandlung anfallen können.
Es werden keine Leistungen für private Ärzte, Transportdienste oder Krankenhäuser erbracht. Also hier unbedingt aufpassen, dass Ärzte keine Privatrechnung ausstellen bzw. das vorher erfragen/abklären.
WICHTIG!!! Kein Krankenrücktransport bei schwerer Erkrankung oder Unfall! Das kann sehr hohe
Kosten für Intensivtransporte (bis mehrere Hunderttausend Euro – je nach Land) nach sich ziehen.
Der ADAC bietet hier gute Übersichten.
PKV
Weltweit gilt der private Vollschutz für die Dauer von mindestens einem Monat. Bei vielen
Versicherern sind es sogar drei oder mehr Monate. Diese Frist kann sich verlängern, wenn
Versicherte aus Gesundheitsgründen die Heimreise nicht antreten können. Bei einigen
Unternehmen können die Versicherten den weltweiten Versicherungsschutz auch durch eine
individuelle Vereinbarung vor ihrer Abreise ins Ausland verlängern.
Ist ein Rücktransport abgesichert?
Nicht jeder PKV-Vertrag deckt einen Rücktransport in die Heimat mit ab. Daher kann der
Abschluss einer zusätzlichen Auslandsreisekrankenversicherung sinnvoll sein.
Reisekrankenversicherung
Eine Auslandskrankenversicherung/Reise-KV zahlt im Ausland bei Krankheit oder Unfall, allerdings nur Notfallmedizin und keine privaten Einrichtungen. Sie übernimmt keine Vorsorgen und keine Langzeitbehandlung. Bei schwerer Erkrankung erfolgt in der Regel ein Rücktransport ins Heimatland, dort übernimmt dann wieder die heimische Krankenversicherung.
Zu beachten ist hier der „medizinisch sinnvolle“ statt „medizinisch notwendige“ Rücktransport. Dazu und zu weiteren Punkten findest du hier noch viele Informationen und Hinweise.
Die Gültigkeitsdauer für normale Urlaubsreisen beträgt ca. 40 bis 70 Tage im Jahr oder auch mehrere
Reisen im Jahr.
Bei vielen aus der Community ist der Versicherer Hanse Merkur beliebt, weil man die Auslandskrankenversicherung hier auch bis zu fünf Jahre abschließen kann. Dies ist für alle sinnvoll, die länger unterwegs sein möchten, ohne sich aus Deutschland abzumelden.
Link zum Formular „Auslandsreise-Krankenversicherung“
Link zum Formular „Reise-Krankenversicherung – für Aufenthalte bis zu 5 Jahren“
Private weltweite Krankenversicherung
Hier gilt dasselbe Grundprinzip wie bei der PKV. Die Preisberechnung richtet sich nach dem Alter, meist in 5-Jahres-Schritten. Eine zusätzliche jährliche Anpassung ist möglich.
Einzelne Vorerkrankungen können ausgeschlossen werden (Moratorium). Trotz Erkrankung ist dann eine Versicherung möglich.
Es gibt viele Tarife – vom Grundschutz bis zur Luxusversicherung. Diese sind europaweit (also auch in Deutschland) und weltweit möglich. Hochpreisländer (USA, Singapur etc.) können abgewählt werden, um Kosten zu sparen.
Auch eine Selbstbeteiligung ist möglich, um Kosten zu sparen. Je höher der Selbstbehalt, desto geringer der monatliche Beitrag. Das ist sinnvoll, wenn du die normale medizinische Versorgung selbst tragen kannst und die Beiträge gering halten möchtest, jedoch für höhere Ausgaben und Notfälle auf die Versicherung zurückgreifen kannst.
Die Leistungen sind, transparent, übersichtlich und mit Obergrenzen versehen.
Die Laufzeit ist unbegrenzt, es besteht eine jährliche Verlängerung, bei der alles angepasst werden kann
(Tarife, Selbstbeteiligungen, Schutz weltweit oder europaweit etc.).
Eine private weltweite Krankenversicherung ist wesentlich günstiger als die deutsche PKV. Unter gewissen Voraussetzungen auch möglich, um Kosten bei der PKV zu sparen.
Die Zahlungsarten sind flexibel: Rechnung, Überweisung, Lastschrift oder Kreditkarte.
Es besteht kein Kündigungsrecht seitens des Versicherers.
Du hast Privatpatientenstatus, d. h. schnelle Terminvergabe, Einbettzimmer, Chefarzt etc.
Weitere Links
- Podcastfolge mit Dennis zur Krankenversicherung
- Podcastfolge mit Dennis zum Reisen als Familie
- Link zu unserer Community, in der du Aufzeichnungen von einem Webinar und einer Q&A-Session rund um die Krankenversicherung findest und dich jederzeit mit anderen dazu austauschen kannst :)
Fazit: Welche Krankenversicherung ist die richtige für mich?
Du hast es vielleicht schon befürchtet: Wie so oft im Leben gibt es auch hier keine pauschale Antwort. Zuerst sollte man sich über die eigene Situation bewusst werden und sich Fragen stellen wie „Was bin ich für ein Risikotyp?“, „Habe ich genug Rücklagen, um die medizinische Versorgung ganz oder anteilig selbst zu bezahlen?“, „Wohin geht die Reise überhaupt?“, „Wie lange möchte ich unterwegs sein?“ usw.
Das Modell Geldsparen wäre, die GKV in eine Anwartschaft zu wandeln und eine Reisekrankenversicherung z. B. bei der Hanse Merkur abzuschließen.
Die beste und flexibelste Absicherung ist die private Auslandskrankenversicherung. Auch hier kann man die Tarife an seine Vorlieben und den Geldbeutel anpassen.
Was ich aus eigener Erfahrung und voller Überzeugung wärmstens empfehlen kann, ist eine seriöse Beratung. Bei Dennis kannst du auf jahrelange Erfahrung und Expertise vertrauen. Außerdem hält er sich stets auf dem neuesten Stand, hat immer eine Übersicht über alle Anbieter, Tarife und somit auch den Vergleich und die beste und individuelle Lösung für dich. Das erspart jede Menge Zeit, Sucherei, Geld und im schlimmsten Falle eine falsche Absicherung im Ernstfall.
Wie und wo bist du versichert? Hast du noch weitere Tipps oder Fragen? Dann freuen wir uns, wenn du dies mit uns teilst. Nutze dafür gern die Kommentarfunktion.
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