Immer mehr Menschen entdecken das Arbeiten unterwegs für sich – egal ob als digitale Nomad:innen, Freelancer oder Angestellte im Remote-Job. Was nach Freiheit und Flexibilität klingt, bringt auch Herausforderungen mit sich: rechtliche Grauzonen, Versicherungsfragen, organisatorische Hürden. Genau darum geht es in dieser Doppelfolge mit CamperStyle.
Während Teil 1 im CamperStyle-Podcast die Grundlagen von Workation, Technik und Arbeitsplatzgestaltung beleuchtet, sprechen wir in Teil 2 eher über Randthemen, die dennoch wichtig sind – von Meldeadresse und Krankenversicherung über Post-Services und Datenschutz bis hin zu rechtlichen Stolperfallen beim Arbeiten im Ausland.
Inhalt
Meldeadresse: Abmelden oder nicht?
Die Frage, ob man sich während des Reisens in Deutschland abmelden sollte, beschäftigt viele, die dauerhaft im Camper leben.
Nele und Sebastian erzählen, dass sie sich nicht abgemeldet haben, um bürokratische Hürden zu vermeiden – etwa im Zusammenhang mit ihren Unternehmen, Versicherungen oder Steuerpflichten. Dadurch bleibt alles in Deutschland geregelt, auch wenn sie viel unterwegs sind.
Sie betonen, dass dieser Lebensstil in vielen Bereichen eine Grauzone ist: Weder Melderecht noch Steuerrecht sind auf dauerhaft Reisende ausgelegt. Viele arrangieren sich mit Lösungen, die praktikabel, wenn auch nicht perfekt gesetzlich abgedeckt sind.
Wichtig ist, eine ladungsfähige Adresse in Deutschland zu behalten. Das kann ein Zimmer bei Familie oder Freunden sein oder ein Büroservice mit Postweiterleitung. Entscheidend ist, dass die Adresse als tatsächlich bewohnbar gilt – reine Scheinadressen können für beide Seiten teuer werden.
Ich selbst war zeitweise abgemeldet und habe meine Kfz-Zulassung über eine empfangsbevollmächtigte Person geregelt. Auch das funktioniert, wenn die Post zuverlässig weitergeleitet wird.
Post auf Reisen: persönliche Lösungen und digitale Services
Wer dauerhaft reist, braucht eine verlässliche Lösung für die Post.
Während viele zunächst auf Familie oder Freunde zurückgreifen, nutzen andere professionelle Anbieter wie Caya oder Dropscan. Diese Dienste scannen eingehende Briefe und stellen sie digital zur Verfügung – ein praktischer Weg, um wichtige Dokumente auch von unterwegs im Blick zu behalten.
Sebastian und Nele berichten, dass sie Dropscan seit Langem nutzen und zufrieden sind. Wichtig sei nur, zu wissen, dass nicht alle Behördenpost weitergeleitet werden kann, da einige Ämter andere Versanddienste nutzen. Deshalb sollte regelmäßig jemand in den Briefkasten schauen, um nichts zu verpassen.
Für viele lohnt sich der Vergleich verschiedener Anbieter: Die Kosten variieren stark – von einfachen Scan-Services bis hin zu Komplettpaketen mit weltweiter Weiterleitung.
Krankenversicherung beim Arbeiten unterwegs
Ein weiteres zentrales Thema ist die Absicherung im Krankheitsfall.
Ich selbst war während meiner abgemeldeten Zeit über eine internationale Vollversicherung versichert – eine echte Krankenversicherung, keine einfache Auslandsreisepolice. So war ich weltweit abgesichert, auch bei längeren Aufenthalten.
Nele und Sebastian nutzen unterschiedliche Modelle. Innerhalb Europas sind sie über die gesetzliche Krankenversicherung geschützt, außerhalb Europas setzen sie auf Expat-Versicherungen, die flexibel nach Aufenthaltsdauer abgeschlossen werden können.
Sebastian weist darauf hin, dass viele reguläre Versicherungen nur eine bestimmte Zeit im Ausland abdecken – meist bis zu sechs Wochen. Wer länger reist, sollte sich rechtzeitig informieren und gegebenenfalls Zusatzversicherungen abschließen.
Interessant für Selbstständige: Wer freiwillig gesetzlich versichert ist und im Ausland arbeitet, muss sich offiziell entsenden lassen. Andernfalls greift das Sozialversicherungsrecht des Landes, in dem man sich aufhält. Das ist ein Punkt, der vielen bisher nicht bekannt war bzw. den man nur von Angestellten kennt.
Arbeiten im Ausland: rechtliche Grenzen und Visa
Auch beim Arbeiten außerhalb Deutschlands gibt es einiges zu beachten.
Innerhalb der EU gelten großzügige Regelungen, doch außerhalb kann es schnell kompliziert werden. Wer mit einem Touristenvisum unterwegs ist, darf in der Regel nicht arbeiten – selbst dann nicht, wenn die Kunden oder Einnahmen aus Deutschland stammen.
Längere Aufenthalte erfordern in vielen Ländern eine Anmeldung oder ein anderes Visum. Wer diese Regeln ignoriert, riskiert im schlimmsten Fall Bußgelder oder Probleme bei Kontrollen.
Gerade bei der Nutzung von Fahrzeugen gilt: Nach längerer Zeit im Ausland kann auch eine Ummeldungspflicht entstehen, wenn das Fahrzeug dauerhaft außerhalb Deutschlands steht.
Datenschutz und Sicherheit im mobilen Büro
Beim Arbeiten unterwegs spielt auch Datensicherheit eine wichtige Rolle.
Nele und Sebastian nutzen regelmäßig VPN-Verbindungen, um sich in öffentlichen WLANs zu schützen und sicher auf Firmendaten zuzugreifen. In ihren Unternehmen ist das verpflichtend – alle Mitarbeitenden arbeiten remote und verbinden sich über gesicherte Netzwerke.
Wichtig ist außerdem, auch physische Unterlagen zu sichern. Wer Kundendaten im Fahrzeug aufbewahrt, sollte sie in einem abschließbaren Fach oder Tresor lagern. Und auch bei Gesprächen oder Videocalls gilt: In einem Camper hört man schnell mit – Diskretion ist also auch unterwegs wichtig.
Fazit: Freiheit und Verantwortung gehören zusammen
Arbeiten unterwegs ist längst keine Ausnahme mehr – aber viele rechtliche und organisatorische Fragen sind noch nicht eindeutig geregelt.
Von Meldeadresse über Krankenversicherung bis hin zu Datenschutz und Visa ist vieles machbar, wenn man sich rechtzeitig informiert und vorbereitet.
Der Lebensstil im Camper bringt Freiheit – aber auch Verantwortung.
Wer sich gut organisiert, kann das mobile Arbeiten sicher, legal und entspannt gestalten.
Links
Teil 1 im CamperStyle Podcast: https://camperstyle.de/podcast-arbeiten-unterwegs-workation-mobiles-buero-leben-im-camper-teil-1/
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