Für das Gespräch in dieser Podcastfolge haben wir uns eine Familie eingeladen, die zweieinhalb Jahre mit ihren beiden Kindern im Wohnmobil durch Europa und die arabische Halbinsel gereist sind. Dafür haben sie sich zwei Jahre intensiv vorbereitet. Sie haben dafür gespart, unbezahlte Elternzeit genommen, Dinge wie ihr Auto verkauft, und ihr Haus vorerst als Ferienwohnung vermietet.
Sie wollten einfach reisen, Abenteuer erleben und ihren Kindern die Welt zeigen. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Herausforderungen als Familie im Wohnmobil haben sie in einem wunderbaren Buch zusammengefasst.
Jessica und Fabian haben uns bereits im Vorfeld ein paar Fragen beantwortet, deren Antworten wir hier gern teilen.
Vom Traum zur Reise: Elternzeit im Wohnmobil
Wir sind Fabian und Jessica Israel und bereisten gemeinsam mit unseren beiden Kindern und in einem über 20 Jahre alten Wohnmobil insgesamt 28 Monate Europa und die arabische Halbinsel.
Es war schon immer unser Traum, eine so lange Reise zu unternehmen. Als Familie, gemeinsam mit den Kindern, war für uns der ideale Zeitpunkt dafür. Auch, weil wir die Reise während unserer Elternzeit gemacht haben. Pro Kind und Elternteil hat man drei Jahre Elternzeit pro Kind. Wir erhofften uns viel Zeit als Familie und für die Kinder zu haben und nebenbei noch etwas von der Welt zu sehen.
Wir bekamen während dieser Zeit zwar kein Elterngeld mehr, aber wir blieben weiterhin bei unseren Arbeitgebern angestellt und waren dadurch auch krankenversichert.
Wir hatten zwei Jahre Vorbereitungszeit für die Reise eingeplant, unter anderem, um das Geld dafür anzusparen. Wir überschlugen die ungefähren Kosten, mit denen wir während der Reise rechnen mussten – das waren ca. 1.500 Euro monatlich. Gleichzeitig kalkulierten wir die Fixkosten, die zu Hause weiterlaufen sollten, wie beispielsweise den Hauskredit. Diese beiden Posten zusammen ergaben unser Sparziel.
Wir verkauften für unseren großen Traum alles, was wir nicht mehr brauchten, wie unser Auto, unser Motorrad usw. Unser Haus wollten wir während der Reise als Ferienwohnung vermieten, damit die Kosten dafür gedeckt waren.
Unterwegs stellte sich heraus, dass das Vermieten beinahe so viel Arbeit machte wie ein Job und wir immer wieder vor Herausforderungen standen. Beispielsweise kündigte unsere Reinemachefrau, oder die Gäste wollten ein Bügelbrett haben, das wir von unterwegs erstmal organisieren mussten.
Daher entschieden wir, das Haus im letzten Reisejahr nicht mehr zu vermieten, sondern Fabian wollte stundenweise bei seinem Arbeitgeber remote arbeiten.
Arbeiten unterwegs: So finanzierten wir unsere Reise
Fabian ist Elektroingenieur und ich bin Sozialarbeiterin und war zuletzt in der Schuldnerberatung tätig.
Während Fabian auch von unterwegs aus in seinem Beruf arbeiten kann, ist dies für Jessica nicht möglich.
Während der Reise hat Fabian unseren Blog Vanegade.de programmiert, in dem wir nach und nach Wohnmobiltipps, Reiseinfos und Erfahrungsberichte veröffentlichen. In der Zeit in Deutschland hat Jessica in ihrem letzten Elternzeitjahr das Buch über unsere Reise fertiggestellt, das sie bereits auf der Reise geschrieben hatte. Darin möchten wir den Leser mitnehmen auf unser Familienabenteuer und ihn an unserem Reisealltag als Familie im Wohnmobil teilhaben lassen.
Unser Arbeitsalltag unterwegs und seine Herausforderungen
Wichtig zum Arbeiten war immer eine gute Internetverbindung, erstaunlicherweise war das in Deutschland das größte Problem. Bisher haben wir außerhalb von Europa im jeweiligen Land immer Prepaid-Karten gekauft. Bei der nächsten Reise überlegen wir ob wir einen Starlink-Vertrag machen.
Da Fabian nur Teilzeit gearbeitet hatte und zeitlich recht flexibel war, konnten wir meist frei entscheiden, wann Arbeitstage geplant waren. Manchmal haben wir die Arbeitstage in einem großen Möbelhaus verbracht, dort hatten wir guten Internetempfang, die Kinder hatten in der Kinderbetreuung ihren Spaß und zum Mittagessen haben wir uns alle in der Kantine getroffen. Das hat uns allen immer großen Spaß gemacht.
Unsere größte Herausforderung war, das Arbeiten mit dem Reisen und dem Familienleben auf so engem Raum unter einen Hut zu bekommen.
Oft haben wir Arbeitstage vorausgeplant und uns einen Stellplatz mit guter Internetverbindung gesucht, der etwas Infrastruktur zu bieten hatte.
So konnte Jessica mit den Kindern auf den Spielplatz gehen oder ein Museumsbesuch machen, solange Fabian gearbeitet hatte. Es gab natürlich auch Tage, an denen das nicht möglich war, entweder weil es geregnet hatte, die Umgebung nicht viel hergab oder die Kinder einfach lieber drinnen sein wollten. Entweder hat sich Fabian dann nach draußen verzogen oder er hat sich Stöpsel in die Ohren gemacht und auf dem Beifahrersitz gearbeitet, während die Kinder hinten im Wohnmobil gespielt haben.
Es gab auch Tage, da hat Fabian vorne gearbeitet, die Kinder haben in der Sitzecke gebastelt und ich habe hinten auf der zugeklappten Küchenzeile genäht. Man muss dazusagen, dass unser Camper eigentlich eher für zwei Personen ausgelegt ist als für vier. Und gegen Reiseende kam noch unser mittlerweile sehr großer Hund Dilara dazu.
Wie die Reise unser Familienleben verändert hat
Die Reise hat uns als Familie sehr eng zusammengeschweißt. Wir hatten sehr viel Zeit füreinander, besonders für die Kinder. Das war ein großer Luxus für uns.
Wir sind bereits seit einem Jahr zurück in Deutschland und merken, dass die Art zu leben sich sehr vom Reisealltag unterscheidet. Zwar haben wir zu Hause beispielsweise eine Waschmaschine, die uns die Handwäsche abnimmt und wir müssen uns, anders als auf der Reise, auch nicht um den Wasservorrat sorgen, da dieses unbegrenzt frisch und sauber aus der Leitung kommt. Mehr Zeit haben wir zu Hause dennoch nicht. Im Gegenteil. Wir fühlen uns fremdbestimmt von all den Terminen, die uns von außen vorgegeben werden.
Wann und wie lange wir verreisen wollen, wird von den Schulferien bestimmt. Jeder von uns geht täglich seinen eigenen Verpflichtungen nach. Das Leben zu Hause ist teuer, ein Eigenheim, aber auch eine Mietwohnung, müssen finanziert werden, dazu sind einige Stunden mehr Arbeit notwendig als unterwegs auf Reise.
Außerdem fehlen uns die Erfahrungen, die Abenteuer, die wir unterwegs fast täglich erlebt haben. Zu Hause scheint für uns nahezu jeder Tag wie der andere zu sein.
Zukunftspläne: Neue Reise und Abschied vom Haus
Wir planen bereits unsere nächste große Reise. Nächstes Jahr soll es wieder losgehen. Dann aber ohne Wanda, unserem Wohnmobil, sondern mit einem größeren Fahrzeug und mit Allrad.
Wir sind aktuell mit der Planung beschäftigt. Dieses Mal planen wir zeitlich ein offenes Ende ein und möchten unser Haus verkaufen. Wir sehen einfach keinen Sinn darin, ein Haus zu behalten, in dem wir nicht dauerhaft wohnen.
Da wir momentan noch in der Planungsphase sind, können wir noch nicht allzu viel dazu sagen, wie wir es auf der nächsten Reise beruflich handhaben werden. Auf jeden Fall wollen wir unseren Blog www.vanegade.de weiter ausbauen und unser Buchprojekt (www.vanegade.de/buch) weiter vorantreiben.
Links
- Website: https://vanegade.de/
- Instagram: https://www.instagram.com/vanegade/
- Vortragstrailer: https://www.youtube.com/watch?v=wS8dnrPx4VY
- Interview bei Peace Love Om: https://www.youtube.com/watch?v=c_XizUGzQ9o&t=132s
- Warteliste und Auszug aus unserem Buch: https://buch.camp-work.de/
- CAMP & WORK Community: https://www.skool.com/campandwork/about
Text: Fabian und Jessica, André, Anja
Fotos: Familie Israel